Auf Initiative der AG Begabungsförderung wurden Frau und Herr Michalski am 5. November 2018 als Zeitzeugen in die Grundstufe der Friedenauer Gemeinschaftsschule eingeladen. Schnell füllten sich in der Aula die 80 Sitzplätze mit Schüler*innen aus der Grund- und Sekundarstufe, die in Begleitung ihrer Erzieher*innen, Eltern und Lehrkräfte gekommen waren.
Es wurde ruhig und der siebenjährige Joona B. eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: „Wir begrüßen Petra und Franz Michalski. Sie sind die Großeltern des Jungen, der wegen seines jüdischen Glaubens an der Sekundarstufe unserer Schule monatelang beleidigt und attackiert wurde.“ Sodann berichtete er davon, auf welche Weise sich die Schüler*innen bisher mit dem Thema Antisemitismus und der Rolle der „Stillen Helden“ auseinandergesetzt hatten.
Um „Stille Helden“ und deren Taten sollte es auch in den kommenden neunzig Minuten gehen. Frau Michalski erhob sich und begann über die Erinnerungen ihres Ehemannes aus der Zeit des Nationalsozialismus zu sprechen. Festgehalten hat der als Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters geborene Franz Michalski diese in seinem Werk: Als die Gestapo an der Haustür klingelte: Eine Familie in „Mischehe“ und ihre Helfer [1]
Durch die nachdrücklichen Schilderungen und die in der Aula auf Tafeln aufgehängten Bilder, auf denen die Familienangehörigen, relevante Orte und einzelne Helden ihrer Überlebensgeschichte abgebildet waren, konnten Petra und Franz Michalski den Schüler*innen verdeutlichen, inwieweit sich die antijüdische Politik und die mit ihr verbundenen Restriktionen gegen Juden in der Bevölkerung immer weiter intensivierten und die zutiefst erschütternden Erfahrungen aus jener Zeit für die Betroffenen noch bis in die Gegenwart nachwirken.
Die Zeitzeugenberichte der Familie Michalski dienten nicht nur dem Erinnern an die Verbrechen, die im Nationalsozialismus zum Holocaust und der Ermordung von sechs Millionen Juden führten, sondern gaben sie Anlass dazu, uns die zunehmende Gewalt und Diskriminierungen gegen Juden in Europa zu vergegenwärtigen, die in Verbindung mit dem Erstarken antisemitischer Strömungen stehen.
Am Ende der Veranstaltung verlas Franz Michalski die Namen seiner „Stillen Helden“: Alfons Thienelt, der Polizist; Erna Scharf; Gerda Mez; Marquis de Respaldizza; die Hoteliers, Horst Schneider und Herr Hetschel. Diesen Menschen haben Franz Michalski und seine engsten Familienmitglieder ihr Überleben zu verdanken. Als “Gerechte unter den Völkern” sind in Yad Vashem geehrt worden: Gerda Mez, Erna Raack und ihre Eltern Ida und Ernst Scharf. Die anderen Helfer waren zur Zeit der Ehrung leider nicht mehr auffindbar.
„Im Nachgang möchten wir, Petra und Franz Michalski, betonen, dass es auch in schlimmsten Zeiten möglich war, in Not geratenen Menschen zu helfen, wenn man Mut, Klugheit und Nächstenliebe besaß. Wir hoffen, dass die heutige Jugend die Zeichen der Zeit erkennt und beobachtet und rechtzeitig gegen jede Form von Ungerechtigkeit protestiert.”
Wir empfinden große Achtung und Anerkennung davor, dass Frau und Herr Michalski am 21. Januar 2019 erneut als Zeitzeugen vor der Schülerschaft der Friedenauer Gemeinschaftsschule sprechen werden.
Dr. Christian Discher
[1] Herausgegeben von Barbara Schieb: METROPOL Publikationen der Gedenkstätte Stille Helden, Band 3.