Zeitzeugengespräch mit der Tochter von Erika Gräfin von Brockdorff: 27. November 2018

Am 27. November 2018 dürfen wir Saskia von Brockdorff, die Tochter von Erika Gräfin von Brockdorff, als Zeitzeugin in der Sekundarstufe der Friedenauer Gemeinschaftsschule begrüßen.

Die 1908 in Kolberg geborene Erika Schönfeldt ist seit 1929 als Hausangestellte, später als Stenotypistin in Berlin tätig.Seit Frühjahr 1941 arbeitet sie wie Elisabeth Schumacher in der Reichsstelle für Arbeitsschutz. Durch die Heirat mit dem bildenden Künstler Cay von Brockdorff 1937 kommt sie in den Kreis von Gegnern des NS-Regimes, der sich um den Schauspieler Wilhelm Schürmann-Horster gebildet hat. Seit 1939 nehmen auch Hans Coppi, Karl Böhme und Wolfgang Thiess regelmäßig an diesen Gesprächen teil. 1941 entsteht eine engere Verbindung zum Freundeskreis um Hans Coppi, der im selben Jahr ein Funkgerät bei ihr unterstellt und dieses dort mit Karl Böhme und Kurt Schulze reparieren will. Im Sommer 1942 bietet Erika von Brockdorff dem Fallschirmspringer Albert Hößler Quartier und Unterstützung bei seinen Funkversuchen. Am 16. September 1942 wird sie festgenommen und am 19. Dezember 1942 zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die wenig später in einer neuen Verhandlung zur Todesstrafe umgewandelt wird. Erika von Brockdorff wird am 13. Mai 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet. (Text: Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Zeitzeugengespräch mit Petra und Franz Michalski

Bild von Petra und Franz Michalski

Auf Initiative der AG Begabungsförderung wurden Frau und Herr Michalski am 5. November 2018 als Zeitzeugen in die Grundstufe der Friedenauer Gemeinschaftsschule eingeladen. Schnell füllten sich in der Aula die 80 Sitzplätze mit Schüler*innen aus der Grund- und Sekundarstufe, die in Begleitung ihrer Erzieher*innen, Eltern und Lehrkräfte gekommen waren.

Es wurde ruhig und der siebenjährige Joona B. eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: „Wir begrüßen Petra und Franz Michalski. Sie sind die Großeltern des Jungen, der wegen seines jüdischen Glaubens an der Sekundarstufe unserer Schule monatelang beleidigt und attackiert wurde.“ Sodann berichtete er davon, auf welche Weise sich die Schüler*innen bisher mit dem Thema Antisemitismus und der Rolle der „Stillen Helden“ auseinandergesetzt hatten.

Um „Stille Helden“ und deren Taten sollte es auch in den kommenden neunzig Minuten gehen. Frau Michalski erhob sich und begann über die Erinnerungen ihres Ehemannes aus der Zeit des Nationalsozialismus zu sprechen. Festgehalten hat der als Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters geborene Franz Michalski diese in seinem Werk: Als die Gestapo an der Haustür klingelte: Eine Familie in „Mischehe“ und ihre Helfer [1]

Durch die nachdrücklichen Schilderungen und die in der Aula auf Tafeln aufgehängten Bilder, auf denen die Familienangehörigen, relevante Orte und einzelne Helden ihrer Überlebensgeschichte abgebildet waren, konnten Petra und Franz Michalski den Schüler*innen verdeutlichen, inwieweit sich die antijüdische Politik und die mit ihr verbundenen Restriktionen gegen Juden in der Bevölkerung immer weiter intensivierten und die zutiefst erschütternden Erfahrungen aus jener Zeit für die Betroffenen noch bis in die Gegenwart nachwirken.

Die Zeitzeugenberichte der Familie Michalski dienten nicht nur dem Erinnern an die Verbrechen, die im Nationalsozialismus zum Holocaust und der Ermordung von sechs Millionen Juden führten, sondern gaben sie Anlass dazu, uns die zunehmende Gewalt und Diskriminierungen gegen Juden in Europa zu vergegenwärtigen, die in Verbindung mit dem Erstarken antisemitischer Strömungen stehen.

Am Ende der Veranstaltung verlas Franz Michalski die Namen seiner „Stillen Helden“: Alfons Thienelt, der Polizist; Erna Scharf; Gerda Mez; Marquis de Respaldizza; die Hoteliers, Horst Schneider und Herr Hetschel. Diesen Menschen haben Franz Michalski und seine engsten Familienmitglieder ihr Überleben zu verdanken. Als “Gerechte unter den Völkern” sind in Yad Vashem geehrt worden: Gerda Mez, Erna Raack und ihre Eltern Ida und Ernst Scharf. Die anderen Helfer waren zur Zeit der Ehrung leider nicht mehr auffindbar.

„Im Nachgang möchten wir, Petra und Franz Michalski, betonen, dass es auch in schlimmsten Zeiten möglich war, in Not geratenen Menschen zu helfen, wenn man Mut, Klugheit und Nächstenliebe besaß. Wir hoffen, dass die heutige Jugend die Zeichen der Zeit erkennt und beobachtet und rechtzeitig gegen jede Form von Ungerechtigkeit protestiert.”

Wir empfinden große Achtung und Anerkennung davor, dass Frau und Herr Michalski am 21. Januar 2019 erneut als Zeitzeugen vor der Schülerschaft der Friedenauer Gemeinschaftsschule sprechen werden.

Dr. Christian Discher

[1] Herausgegeben von Barbara Schieb: METROPOL Publikationen der Gedenkstätte Stille Helden, Band 3.

Rettet die Bienen- Aufklärungskampagne

„Ist das drastische Bienensterben noch zu stoppen?“, fragen sich die Schüler*innen der Grund- und Sekundarstufe der Friedenauer Gemeinschaftsschule, in der die Schülerfirma Holzwurm und die Botanikschule die AG Bienenkunde bei der Umsetzung der Aufklärungskampagne „Rettet die Bienen“ in Tempelhof-Schöneberg tatkräftig unterstützen.  

Im Jahre 1900 lebten in Deutschland noch etwa 2,6 Millionen Bienenvölker, deren Zahl sank bis heute auf nur noch etwa 0,8 Millionen. Dank des gestiegenen Umweltbewusstseins in der Bevölkerung und dem damit einhergehenden Interesse an unseren Bienen konnte der Abwärtstrend zumindest seit Beginn des Jahrzehnts gestoppt werden.

Gründe für den dramatischen Rückgang der Bienenpopulation sind vielfältig. Als eine der Hauptursachen für das Bienensterben werden die in der Landwirtschaft verwendeten Neonicotinoide verantwortlich gemacht. Sinn und Zweck des Einsatzes von Neonicotinoiden ist es, für Pflanzen schädliche Insekten zu töten, um eine Ertragsmaximierung in der Landwirtschaft herbeizuführen.[1]

Die von den Bienen aus Regenpfützen an oder auf landwirtschaftlich genutzten Feldern und die über den Nektar  bzw. aus den Pflanzen aufgenommenen Gifte führen selbst in geringsten Dosen dazu, dass das sensible Orientierungssystem der Bienen beeinträchtigt wird, die Tiere im Vergiftungsfall zitternd nicht mehr zum Stock zurückfinden und qualvoll sterben.

Nachdem die von der EU-Kommission beauftragte EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) „Risiken für Bienen identifiziert hat“ [1], wurde die Verwendung der zur Stoffgruppe der Neonicotinoide[2] gehörigen Substanzen ClothianidinImidacloprid und Thiamethoxam für die Freilandverwendung untersagt. Dieses Verbot scheint das bestehende Problem jedoch lediglich zu verlagern und wird insbesondere die in der konventionellen Landwirtschaft Tätigen nicht von der Entwicklung und Anwendung alternativer Substanzen abhalten.

Neben dem Einsatz von Insektiziden hat der Anbau von Monokulturen die Zerstörung des Lebensraumes der Bienen zur Folge, die auf ein reichhaltiges Angebot von blühenden Pflanzen mit ihrer jeweiligen artenspezifischen Blütezeit im gesamten Jahresverlauf angewiesen sind. Die aus Asien stammende Varroamilbe ist eine weitere Bedrohung der Bienen, die bei einem Befall des Volkes ohne Behandlung durch den Imker die Abwehrkräfte des Volkes schwächt und am Ende dessen Tod verursacht. Schließlich ergeben sich aus den Folgen des Klimawandels eine Verschiebung der Blütezeiten der Pflanzen und Temperaturschwankungen im Sommer und Winter, die zu enormen Energieverlusten und Stresssituationen in den Bienenvölkern führen.

Unter Berücksichtigung der Bedrohungen, denen die Bienen ausgesetzt sind, sind unsere Städte zum besonders geeigneten Lebensraum für diese geworden. Sie erscheinen wie Oasen in der Wüste, in denen durch die vielfältige Bepflanzung von Balkonen, Gärten, Parkanlagen und Friedhöfen den Bienen in jeglicher Hinsicht über das Jahr hinweg eine besonders große Vielfalt von Blütenpflanzen als Nahrungsquelle angeboten wird. Zudem kommt es in Städten mangels konventioneller Landwirtschaft nicht zum massiven Pestizideinsatz. Auch in Parkanlagen und auf Friedhöfen ist deren Einsatz verboten.

Projektziele

An diesem Punkt setzt die von Herrn Dr. Discher geleitete AG-Bienenkunde an, in der sich seit anderthalb Jahren Kinder theoretisch und praktisch unter Anleitung direkt am Bienenvolk mit dem Wesen des Bien, seiner Rolle für das Ökosystem und mit den vielfältigen Ursachen für das Bienensterben beschäftigen. Die Schüler*innen der Friedenauer Gemeinschaftsschule übernehmen Verantwortung und planen im Rahmen des nachbarschaftlichen Engagements, die Einwohner*innen Berlins für die Rettung von Honig- und Wildbienen zu sensibilisieren. Für diesen Zweck werden auf einer eingerichteten Homepage von den Kindern verfasste Texte publiziert, um interessierten Menschen eine vertiefte Auseinandersetzung zu ermöglichen.

Die unter Mitwirkung von Marén Letze zu erstellenden, barrierefreien Aufklärungsmaterialien (Flyer, Plakate, Videos) werden mit den wichtigsten Informationen über die Bedeutung der Bienen und Wildbienen für das Ökosystem versehen. Auf die Vorstellung verschiedener Pflanzenarten, die von Bienen zu Beginn der Vegetationszeit außerhalb der Haupttrachtzeiten angeflogen werden und als Nahrungsquellen von Bedeutung sind, wird besonderer Wert gelegt. Die Verbreitung der Aufklärungsflyer erfolgt durch die sozialen Netzwerke in Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern.

Die zur Sekundarstufe der Friedenauer Gemeinschaftsschule gehörige, von Herrn Özdemir geleitete Schülerfirma “Holzwurm“ und die Botanikschule mit Sitz in der Königin-Luise-Str. 6-8 in 14195 Berlin werden  den Auf- und Ausbau von Nistplätzen für Wildbienen tatkräftig unterstützen.

Die Durchführung von Tätigkeiten im Rahmen des nachbarschaftlichen Engagements reicht über bekannte Formen regulärer Arbeitsgemeinschaften hinaus und bietet aufgrund der Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis sowie der curricularen Anbindung der Inhalte den Kindern die Möglichkeit zu verdeutlichen, dass in der Schule erworbenes Wissen und ihre Kompetenzen für unsere Gesellschaft von beachtlicher Relevanz sind.

Dr. Christian Discher

Die Stiftung Lernen durch Engagement – Service Learning in Deutschland unterstützt das Projekt.  

[1] Glyphosat hingegen ist weltweit als Unkrautvernichtungsmittel unter dem Namen Roundup bekannt.

[2]Neonicotinoide sind eine Gruppe von hochwirksamen Insektiziden. Sie alle sind synthetisch hergestellte Wirkstoffe, die sich an die Rezeptoren der Nervenzellen binden und so die Weiterleitung von Nervenreizen störenNeonicotinoide wirken auf die Nervenzellen von Insekten weit stärker als auf die Nerven von Wirbeltieren. Die bekanntesten drei neonicotinoiden Wirkstoffe sind Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam.“

Filmwerkstatt: Seid ihr bereit? Filme machen von A–Z

Im Rahmen der Begabungsförderung bieten wir neben den bereits bestehenden Angeboten im Schuljahr 2018/19 in der Grund- und Sekundarstufe eine Filmwerkstatt an. Hierbei handelt es sich um ein Nachmittagsangebot, das der Förderverein der Friedenauer Gemeinschaftsschule in Kooperation mit Nijinski Arts Internacional und dem Joliba e.V. für unsere Kinder organisiert hat.

In der Filmwerkstatt lernen die Schüler*innen unter Anleitung pädagogischer Fachkräfte, Geschichten filmisch zu erzählen. Die Projektgruppe setzt sich mit ausgewählten filmischen Gestaltungselementen auseinander, erlernt Grundlagen der Kameraführung und sammelt in praktischen Übungen Erfahrungen im Umgang mit der Technik. Auf einer Abschlussveranstaltung werden die Kinder ihre Ergebnisse einem Publikum präsentieren.