Projektbericht und Danksagung von Katharina La Henges – Mini Kino in Aktion am Potsdamer Platz

Text verfasst von Katharina La Henges, Foto: Blaise Baneh

Die Abschlussveranstaltung der Filmwerkstatt Seid ihr bereit? Und action
fand statt am 26.02.2019 im Kino Arsenal in der Potsdamer Straße 2 in 10785 Berlin.

Mini Kino in Aktion

Die Präsentation der Ergebnisse aus dem ersten Projekt der an der Friedenauer Gemeinschaftsschule angebotenen Filmwerkstatt 2018/19 fand vor einem randvoll besetzten Kinosaal statt. Es kamen viele Kinder und Jugendlichen aus dem Einzugsgebiet der Friedenauer Gemeinschaftsschule, ihre Eltern, Verwandten, Geschwister und vor allem viele Freundinnen und Freunde, als auch verschiedene Erzieher_innen und Lehrer_innen, angelockt von dem Ereignis. Im traditionellen Programm-Kino Arsenal, mit Sitz am bedeutsamen Potsdamer Platz, führten die Kinder im Grundschulalter ihren Film “Die Insassen” und im Anschluss daran die Jugendlichen ihren Film “Nathan der Weise” vor.

Die Insassen

„Die Insassen”, Dauer 15 min., erzählt eine mysteriöse Kriminalgeschichte, die sich im Gefängnis des Manhattan Police Departments abspielt. Bei diesem Werk handelt es sich um eine Teamproduktion: alle haben bei allem mitgearbeitet (Technik, Stoffentwicklung, Drehbuch, Szenario und Handlung.)

Besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Grundschülerin S., weil sie stetig den roten Faden verfolgte und somit die Regie übernommen hat. Für die Inszenierung ihres Films haben die Kinder unterschiedliche Räume in der Grundschule in ein Polizeirevier, eine Gefängniszelle, einen Ruheraum, einen Gerichtssaal und in die Psychiatrie verwandelt. Weitere Drehorte fanden sie auf schummrigen Korridoren, fragilen Notausstiegen und dem Schulhof.

Witzige und krasse Charaktere legen in einer actiongeladenen, mysteriösen Komödie, die ernste Hintergründe zugleich aufdeckt aber auch zu überspielen versucht, auf die große Leinwand des Kinosaals. Die Zuschauer_innen im Alter von 1 bis 99 erlebten eine von den Kindern selbst erfundene Geschichte, die sie filmisch realisiert haben. Am Ende der Veranstaltung erhielten zwölf stolze Mädchen und Jungen begeisterten Applaus von ihrem Publikum.

Nathan der Weise

Mit “Nathan der Weise”, Dauer 12 min., brachte die Gruppe der Jugendlichen einen Stoff auf die Leinwand, der sich mit sehr ernsten Themen befasst. Bei der Auswahl ging es ihnen darum, mit ihrer Teilnahme an dem Projekt zugleich einen Beitrag mit Mehrwert schaffen zu wollen. Darum haben sie sich für die Inszenierung des berühmten Gleichnisses zur Antwort auf die Frage nach der wahren Religion, „Die Ringparabel“, bezogen. Mit ihrer Wahl haben sie in ernsthafter Weise eine anspruchsvolle Aufgabe übernommen. Sie haben das Thema umfangreich recherchiert und sich im Team tiefgründig über die verwirrenden geschichtlichen Zusammenhänge ausgetauscht.

Im Projektprozess, bei dem sie sich in vielen intensiven Workshops über Monate verteilt begegneten, ist es ihnen gelungen, ihre Rollen als Charaktere im Drama um Nathan, dem Weisen, darstellen zu lernen. Ein Teil der Geschichte, in der ein Ritter des christlichen Tempelordens seinen ersten Kreuzzug erlebt und ein Jude, der vom Volk als weiser Mann verehrt wird, sein Leben verliert und es nur Verdächtige aber keinen Schuldigen gibt, spielt in Jerusalem.

Die Geschichte wird in Neukölln in der heutigen Zeit aufgelöst, im „Fernsehstudio Jerusalm 1195“. Ein junger Reporter, der Licht in die getrübte Vergangenheit bringen will, hat bedeutende Gäste zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Was niemand ahnen kann, dass der junge Moderator bei dem Gespräch mit Sultan Saldin, Eljahu, dem Tempelritter, Daja und Recha eine skandalöse Bombe zum explodieren bringt. Schockierende Wahrheiten treten ans Licht und überwältigen das Publikum. Das Ende macht deutlich, es gibt Fragen, die bleiben scheinbar ewig offen, weil es keine Antwort auf sie gibt.
Als Drehort für den historischen Teil des Filmes haben die Jugendlichen die Sehitlik Moschee am Columbiadamm gewinnen können.

Daja, Recha, Geschem, Eljahu, Al Hafi, Sittah, der Tempelritter, Sultan Saladin und natürlich Nathan der Weise, verkörpert von Jugendlichen aus Friedenau, im ewigen Drama, wegen der Uneinigkeit unter den drei großen Weltreligionen. Das Publikum war betroffen und bedankte sich mit rührenden Kommentaren bei dem Produktionsteam und den Schauspieler_innen.

Danksagung

Das Projekt startete mit der Aufforderung die Fantasie spielen zu lassen, nun gibt es zwei neue Geschichten für die Leinwand, die es ohne eure Mitwirkung nicht gegeben hätte. Die Fachkräfte Katharina La Henges, Adauto de Souza Santos, Blaise Baneh und der Projekthelfer Leon Henges Santos bedanken sich herzlich bei den 24 Teilnehmer_innen am Filmprojekt Seid ihr bereit? Und action teilgenommen für die reife Leistung. Danke auch dafür, dass wir diesen regelrecht magischen Prozess mit euch erleben durften.

Für die freundliche Unterstützung des Projektes danken wir
dem Projektpaten Dr. Christian Discher und den anderen Unterstützenden namentlich:

Julia Baumbach, , Frau Reusch-Thelen, Raum 105,  Florian Schempp, Sjoerd van der Goorberg, Lukas Spotka, Oase, dem Personal des Ganztages für den freundlichen und rücksichtsvollen Umgang mit der Projektgruppe, der Sehitlik Moschee, der Gemeinschaftsschule Friedenau, Danke, dass wir die Räumlichkeiten im Nachmittagsbereich der Grundschule nutzen durften. Danke den Freunden der GS Friedenau, Joliba – interkulturelles Netzwerk in Berlin e.V., Nijinski Arts Internacional e.V.,  Movies in Motion/BJF e.V. und das Bundesprogramm Kultur-macht-stark.

Berlin, 27.02.2019

Ergebnispräsentation Filmwerkstatt: 26. Februar 2019, 17:00 Uhr – 19:00 Uhr

Ankündigungstext verfasst von Katharina La Henges

Das Projekt Filmwerkstatt Seid ihr bereit? Und action hat im September 2018 begonnen. Seit Dezember haben die Teilnehmer_innen das Ziel verfolgt, gemeinsam im Team ihre Geschichten umzusetzen. Sie haben gelernt, sich eigene Geschichten auszudenken und Konzepte für Filme zu entwerfen. Sie haben sich bei der Stoffentwicklung eingebracht und bei der Drehplanung mitgearbeitet. Bei den Dreharbeiten haben sie selbst gespielt, selbst Regie geführtund selbst gedreht.

Mit dem Ergebnis haben sie ihre Fantasie, Kreativität und Ausdauer unter Beweis gestellt. Die Dreharbeiten fanden an verschiedenen Orten statt. Die Kinder haben die Produktionsvorbereitung geplant und Aufgaben übernommen. Im Projekt haben sie ihre Lust auf Geschichten erzählen und ihre Freude an Fantasie in zwei Filmvorhaben eingebracht. Zum Abschluss des Projektes bringen sie diese am  26. Februar 2019, 17:00 – 19:00Uhr,  im Kino Arsenal, Potsdamer Straße auf die Leinwand.

Die Gruppe 9– 12 Jahre zeigt den Film:

Die Insassen

Die jungen Polizisten sind am Ende ihrer Kräfte, Officers und Spezialagenten  verzweifeln. Im Gefängnis des Manhattan Police Departments werden gefährliche Diebe und Killer verwahrt. Aber offenbar gibt es keine sicheren Gefängnisse.

Die Gruppe 12-16 Jahre zeigt den Film:

Nathan der Weise

Welche Religion ist die wahre? Eine tausendjährige Frage treibt einen jungen Reporter in die Vergangenheit. Was war los in der heiligen Stadt zur Zeit des Sultans Saladin und wer war Nathan der Weise?

Die Gruppen wurden angeleitet von: Katharina La Henges, Adauto de Souza Santos und Blaise Baneh.

Das Projekt wurde im Bündnis Nijinski Arts Internacional e.V., Joliba – interkulturelles Netzwerk in Berlin e.V. und Freunde der Gemeinschaftsschule Friedenau e.V. realisiert.

Zeitzeugengespräch: 21. Januar 2019

Auf Initiative der AG Begabungsförderung wurden Frau und Herr Michalski am 21. Januar 2019  als Zeitzeugen in die Grundstufe der Friedenauer Gemeinschaftsschule eingeladen. Im Musikraum waren über 100 Sitzplätze mit Schüler*innen aus der Grund- und Sekundarstufe belegt, die in Begleitung ihrer Erzieher*innen, Eltern und Lehrkräfte gekommen waren.

Wir freuen uns auf den nächsten Besuch am 20. Februar 2019.

Dr. Christian Discher

Über denk!mal 2019

Anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 veranstaltete das Abgeordnetenhaus  von Berlin am 30. Januar 2019  bereits zum 16. Mal das Jugendforum denk!mal. 

Die in Kooperation mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeiteten Biografien der Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer wurden Teil der Ausstellung. Für die professionelle Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand bedankt sich die Friedenauer Gemeinschaft recht herzlich.

Dr. Christian Discher

Ein Projekt der Friedenauer Gemeinschaftsschule und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

Was passierte in Schöneberg in der Zeit des Nationalsozialismus? Wie haben sich die Menschen verhalten, die früher hier lebten? Gab es Menschen in der Umgebung der Friedenauer Gemeinschaftsschule, die sich gegen die Diktatur und die nationalsozialistischen Verbrechen gewehrt haben? Wer waren sie? Auf welche Art und Weise haben sie Widerstand geleistet? Wie wird an sie erinnert? 

Schüler*innen der Friedenauer Gemeinschaftsschule begeben sich über mehrere Wochen auf Spurensuche im Umfeld ihrer Schule. An historischen Orten setzen sie sich mit Aspekten der nationalsozialistischen Diktatur auseinander.

Die Schüler*innen begegnen den Geschichten von Menschen, die aus verschiedenen sozialen Milieus in Schöneberg kamen und die die Zeit des Nationalsozialismus auf unterschiedliche Weise erlebten: Unter ihnen sind Menschen, die der Verfolgung ausgesetzt waren, weil sie politische Gegner*innen der Nationalsozialisten waren oder als Juden und Jüdinnen nicht in das rassistische Weltbild des Regimes passten. Manche Schöneberger*innen versuchten, sich gegen die menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten zu wehren.

Nur wenige Menschen haben Widerstand geleistet – sie stehen im Mittelpunkt dieses Projekts. Über die Erarbeitung von Biografien lernen die Schüler*innen unterschiedliche Menschen kennen, die in Schöneberg im Widerstand aktiv waren. Sie entdecken verschiedene Formen des Widerstands und Handlungsspielräume, die es für Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur gab.

Die historische Erkundung des gegenwärtigen und vertrauten Stadtraums ermöglicht auch, über Verbindungen von Vergangenheit und Gegenwart zu sprechen. Fragen zur Erinnerung und zur Bedeutung der NS-Geschichte für uns heute können diskutiert werden.

Während des Projekts entwickeln die Schüler*innen einen Rundgang im Schulumfeld zu Orten des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Abschließend führen sie diesen Rundgang für Mitschüler*innen, Eltern oder Lehrer*innen durch. Sie erstellen eine Karte zum Rundgang, die auch später an der Schule verwendet werden kann.

Das Projekt wird begleitet von Dr. Christian Discher und Marén Letze sowie den Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Es läuft von Anfang Oktober bis Anfang Dezember 2018. Termine finden in der Schule, im Schulumfeld und an außerschulischen Lernorten, z.B. in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, statt.